Goitzsche Bernstein


Die durch den Braunkohlenabbau im Tagebau Goitsche auf einer Fläche von 5 km² freigelegte und bis 10 m mächtige bernsteinführende Schichtenfolge des oberen Oligozäns und des unteren Miozäns wurde umfassend exploriert. Die Schichtenfolge wird unterlagert vom „Bitterfelder Glimmersand“ und überlagert vom „Bitterfelder Hauptflöz“. Bernstein enthalten die zuoberst liegenden lagunären „Friedersdorfer Schichten“ und der basale „Zöckeritzer Horizont“, dazwischen lagert das geringmächtige eingelagerte autochthone Braunkohlenflöz Goitsche und ein mehrere Meter mächtiger Sand. Die Verbreitung der Schichtenfolge steht in engem Zusammenhang mit den Strukturen der Basisfläche des Bitterfelder Hauptflözes, den sogenannten „Liegendrücken“. Zwei SW-NE streichende Liegendrücken sind Nehrungen, die während Hochständen des Meeresspiegels von Südwesten nach Nordosten aufgeschüttet wurden, sie bilden eine Altersabfolge von Südost nach Nordwest. Das eingelagerte Flöz Goitsche zeigt eine Meeresspiegelschwankung von etwa 15 m während der Bildung der Lagerstätte an. Die Liegendrücken im gesamten Raum Leipzig-Bitterfeld und der innere Aufbau des oberoligozänen Bitterfelder Glimmersandes gleichen denen der Lagerstätte Bitterfeld. Eingelagerte autochthone Braunkohlenflöze belegen mindestens zehn Mal eine eustatische Meeresspiegelschwankung von 15 bis 20 m.

 

Lieferant der Sedimente und des Bernsteins war ein in die Meeresbucht einmündender Fluss, der sogenannte „Sächsische Bernsteinfluss“.

 

Andere Autoren haben abweichende genetische Vorstellungen entwickelt. Das betrifft vor allem die Genese der Liegendrücken im Raum zwischen Bitterfeld und Leipzig. Sie sollen nach dieser Vorstellung Dünenzüg eauf einem durch einen einmündenden Fluss aufgeschütteten Flussdelta sein. Außerdem gibt es konträre Ansichten zu den komplizierten Lagerungsverhältnissen der Bernsteinlagerstätte und lange Zeit war auch die Herkunft des Bernsteins umstritten.

Vorm Bekanntwerden der Bernsteinlagerstätte erschien gesichert, dass es sich bei den Einzelfunden im Raum Bitterfeld um umgelagerten Baltischen Bernstein handeln müsse. Diese Vorstellung verfestigte sich bei den Paläontologen nach dem massenhaften Anfall von Bernstein sogar noch, weil einige der im Bernstein als Inklusen gefundenen Tiergruppen mit denen im Baltischen Bernstein identisch sind. Inzwischen gilt als gesichert, dass der Bitterfelder Bernstein nicht umgelagerter Baltischer Bernstein ist, die Diskussion darüber hat aber auch unter den Geologen bis in die jüngere Zeit angehalten.