Frühere Umweltbelastungen


Der Begriff "Bitterfeld" repräsentiert im kollektiven Gedächtnis den wohl größten Umweltskandal der DDR-Geschichte. Die Stadt in Sachsen-Anhalt und ihre Umgebung waren zwischen 1950 und 1990 der Hauptort der Chemieindustrie des ostdeutschen Staates und damit von enormer Bedeutung für dessen Wirtschaft. Begleiterscheinungen waren allerdings gravierende und fast grenzenlose Umweltbelastungen in der Region, die sich in ihrem vollen Ausmaß erst nach der Wende offenbarten und öffentlich wahrgenommen wurden. In diesem Zusammenhang ist Bitterfeld ein ökologischer Erinnerungsort, in dem Umweltthemen besonders brisant mit der deutsch-deutschen Geschichte vor und nach dem Mauerfall verknüpft sind.

Die Geschichte der Chemieindustrie in Bitterfeld begann lange bevor der Sozialismus seinen Fuß in diesem Raum fasste. Nachdem schon ab Mitte des 19. Jahrhunderts bergbauliche Betriebe zur Gewinnung von Braunkohle die Landschaft der bis zu diesem Zeitpunkt fast ausschließlich agrarisch geprägten Region markant veränderten, entschied sich 1893 der junge Walther Rathenau im Auftrag der Elektrochemischen Werke Berlin GmbH (später AEG) für die Gründung einer Anlage in Bitterfeld. Damit kam die Industriechemie an den Ort, dessen Charakter sie von da an bestimmte. Bedingt durch die in dem Gebiet in großen Massen vorhandene Braunkohle, fand hier dieser damals innovative Zweig seine bedeutendste Ansiedelung auf deutschem Boden, so dass Bitterfeld schnell zu einem weltberühmten Zentrum der Elektrochemie wurde.

Die Natur wurde fast ausschließlich in ihrer Funktion als grenzenloser Ressourcenzulieferer für die anwachsende Herstellung betrachtet.

Umweltschützende Maßnahmen wurden kaum in den veralteten, aus der Jahrhundertwende stammenden Anlagen eingesetzt. Die Auswirkungen für Wasser, Luft und Boden waren katastrophal: Schadstoffemissionen von Schwefeldioxid, Flugstaub oder Chlor machten Bitterfeld zu einem der am höchsten durch Luftverunreinigung belasteten Gebiete Deutschlands; Abprodukte wie Quecksilber, Arsen, Blei oder Dioxin kontaminierten Wasseroberflächen und Grundwasser; die unangemessene Deponierung von Produktionsabfällen devastierte Boden und Untergrund. Die Gesundheitsschädigungen für die ortsansässige Bevölkerung traten ebenfalls deutlich zutage.

Entwicklung der Luftverschmutzung


Die Region Bitterfeld-Wolfen war ein Abbaugebiet für Braunkohle, wurde aber hauptsächlich durch die Chemieindustrie berühmt. Beide Industriezweige verursachten schwerwiegende Luftverschmutzung welche Bitterfeld als die schmutzigste Stadt Europas bekannt werden ließ.


Das linke Foto wurde im März 1989 aufgenommen, nur Monate bevor sich die „Deutsche Demokratische Republik“ (DDR) und die „Bundesrepublik Deutschland“ (BRD) zum heutigen Deutschland vereinigten. Dieses Bild ist ein gutes Beispiel für die damaligen „Smog“ Probleme welche durch die lokale Industrie verursacht wurden. Heute ist der „Smog“ verschwunden auch wenn in der Region immer noch Chemieindustrie ansässig ist welche allerdings deutlich umweltfreundlicher produziert als damals.


Hier sehen wir erneut den selben Ort zu unterschiedlichen Zeiten. Beachten sie die Farbe der Häuser in den beiden Bildern. Natürlich wurden diese zwischenzeitlich renoviert, die dreckig-braune Farbe der Häuser ist allerdings das Ergebnis der Luftverschmutzung in der Region.

Zeitzeugen berichteten häufig das nicht nur ihre Häuser von Tag zu Tag schmutziger wurden, es war den Anwohnern tatsächlich beinahe unmöglich ihre Wäsche im Freien trocknen zu lassen, einfach weil diese daraufhin wieder den selben Verschmutzungsgrad wie vor der eigentlichen Wäsche angenommen hat. Einige Menschen berichteten sogar das der Versuch ihre Wäsche im freien zu trocknen an manchen Tagen zu Löchern im Stoff führte. Oft wurden diese Beschwerden durch ein Hochdruckgebiet verursacht, welches die giftigen und ätzenden Abgase nicht in die Atmosphäre entweichen ließ.

Seit der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wurde viel getan um den Schadstoffausstoß und damit die Luftverschmutzung in Deutschland deutlich zu reduzieren. Besonders spürbar ist das in unserer Region. Im von uns besuchten Braunkohlekraftwerk Lippendorf wurde beispielsweise, der CO2 Ausstoß seit 1990 um 45% gesenkt, mehr als die von der Europäische Union (EU) bis 2020 vorgeschriebene Senkung von CO2 Emission um 40%. Auch der Ausstoß an Schwefeldioxid und Stickoxiden wurde sehr stark gesenkt. ( Schwefeldioxid -96,5%, Stickoxide -60,4%). 

 

Das folgende Diagramm erlaubt den Vergleich dieser Werte mit den Durchschnittswerten für ganz Deutschland.

Wir sind heute eine der führenden Regionen in Sachen erneuerbare Energien und spielen eine Schlüsselrolle in der Produktion von Photovoltaikanlagen und Windturbinen welche ebenfalls weiter zur Verbesserung der Luftqualität beitragen.