von der Tagebaulandschaft zum Naturschutzgebiet


Sandtrockenrasen und Birkenwälder

Seeadler

kristallklarer See

Wiedehopf


In der Goitzsche bei Bitterfeld – einer ursprünglich idyllischen Auenwaldlandschaft am Muldelauf – wurde fast ein ganzes Jahrhundert Braunkohle abgebaut. Nach der Wiedervereinigung (1990) war der Abbau jedoch nicht mehr profitabel und die Tagebaue wurden stillgelegt. Zurück blieb eine 62 Quadratkilometer große Mondlandschaft. Der BUND (Bund für Umweltschutz und Naturschutz Deutschland) hat durch Flächenkäufe in der Goitzsche heute eine Wildnis geschaffen, auf der sich die Natur ungehindert entfalten kann.

Ende der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts wurden im Osten Deutschlands großflächig Flächen in alten Tagebauen privatisiert. Damit bestand für den BUND die Möglichkeit große Flächen für den Naturschutz zu erwerben. Aus eigenem Augenschein und Forschungsprojekten war klar: Diese Flächen sind groß, unzerschnitten, nährstoffarm und bereits in unterschiedlichen Sukzessionsstadien. Gute Voraussetzungen für neue Wildnisgebiete. Bereits im Jahr 2000 hatte der BUND erkannt, dass aus dieser "vernutzten" Landschaft mittelfristig ein Kleinod entstehen würde, wenn man der Natur freien Lauf lässt. So entschied der BUND ein Modellprojekt vor den Toren der alten Chemiestadt Bitterfeld anzustoßen. In den Jahren 2000 bis 2004 kauften die BUND-Landesverbände Sachsen-Anhalt und Sachsen die wertvollsten Flächen in der Goitzsche, einer etwa 60 Quadratkilometer großen Bergbaufolgelandschaft. Bis 1992 wurde hier Braunkohle abgebaut. Finanzielle Unterstützung beim Kauf gab es vom Bundesverband, vielen Spendern und durch Fördermittel des Landes Sachsen-Anhalt. Ziel des Projekts ist die Integration von Wildnis in die umliegende Kulturlandschaft, die mittlerweile touristisch intensiv genutzt wird. Die Einbindung aller regionalen Akteure von Beginn an führt so zu einer hohen Akzeptanz der „Goitzsche-Wildnis“. In den ersten fünf Jahren konnten mit Hilfe der Deutschen Bundesstiftung Umwelt die wissenschaftlichen Grundlagen für ein langfristiges Wildniskonzept gelegt werden. So wurde mit den regionalen Akteuren – Kommunen, Touristikern, Fischern und Jägern - ein Konsens erreicht. Mittel- und langfristige Prognosen zur Entwicklung der einzelnen Wildnisgebiete wurden erarbeitet. Außerdem entstanden ein Monitoring- und ein Freiwilligenkonzept. Im Jahr 2007 wurden die Wildnisflächen in die BUNDstiftung überführt. Seitdem gibt es einen hauptamtlichen Projektleiter, der alle anfallenden Aufgaben koordiniert. Aber nur durch die Mitwirkung von vielen Freiwilligen können die vielfältigen Aufgaben bewältigt werden. Dazu gehören Umweltbeobachtung, Besucherlenkung, Flächensicherung und Öffentlichkeitsarbeit sowie Umweltbildung.

 

Die Goitzsche ist längst keine Mondlandschaft mehr, vielmehr hat die Natur ihr Territorium Stück für Stück zurückerobert. Für viele Pflanzen und Tiere ist die Goitzsche inzwischen zu einem idealen Refugium geworden: In den Abbaugruben sind kristallklare Seen mit einer reichen Tierwelt entstanden. Auf den einstigen Halden gedeihen Sandtrockenrasen und lichte Birkenwälder. Eine Wildnis mitten in Deutschland. Sogar Fisch- und Seeadlerpärchen haben hier ihre Horste, Kraniche sind ebenso heimisch wie Biber und Fischotter. In den entstandenen Wäldern tummeln sich Spechte und Waldschnepfen – und auch der Wiedehopf ist heimgekehrt.